Wildunfall was ist zu tun?

Rehunfall

Vermeidung von Wildunfällen – Tipps für die Praxis im Jagdrevier

In Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW wurden zwei Faltblätter entwickelt. Das Faltblatt “Wildunfall – Informationen für den Autofahrer” ist an die allgemeine Öffentlichkeit gerichtet und gibt Hinweise zur Vermeidung von Wildunfällen und Informationen für den Schadensfall.

Das Faltblatt “Vermeidung von Wildunfällen – Tipps für die Praxis im Jagdrevier” richtet sich an Jagdausübungsberechtigte und Revierinhaber. Im Folgenden ist der Text dieses Faltblattes abgedruckt. Beide Faltblätter können über den LJV-Shop bezogen oder als PDF-Dateien heruntergeladen werden.

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Herunterladen: Artikel aus dem RWJ 04/2010

Wildunfall – Was ist zu tun?

Wildunfall – Was ist zu tun?

  • Am Telefon: genaue Angaben zu Name, Zeit, Unfallort (Straßenbezeichnung, Kilometerstein, Fahrtrichtung), Hergang, ggf. verletzte Personen und Wildtiere abfragen und notieren, falls erforderlich Polizei und Krankenwagen anfordern!
  • Am Unfallort: Eigensicherung beachten! Warnweste tragen, Warnblinkanlage einschalten, Warndreieck und Blinklampen aufstellen, u. U. beide Fahrtrichtungen absichern!
  • Unfallbeteiligte beruhigen und in Sicherheit bringen; Erste Hilfe leisten; Personen an der Verfolgung von verletztem Wild hindern!
  • Fachgerechte Tötung von verletztem Wild:
    Zuschauer wegschicken!
    Fangschuss: richtiges Kaliber wählen; Gefahr durch Geschosssplitter und Abpraller auf Asphalt einkalkulieren; Gefährdung von Personen ausschließen! Abfangen mit der kalten Waffe (Messer) nur bei ausreichender Übung und Erfahrung!
  • Wildbergung: Gummihandschuhe tragen, Wild fachgerecht versorgen, bei Verwertung Fleischhygiene-Bestimmungen beachten!
  • Bei flüchtigem Wild: Fluchtrichtung erfragen, Pirschzeichen markieren, Fahrzeug auf Spuren untersuchen!
  • Nachsuche auf Schalenwild nur bei ausreichender Erfahrung und brauchbarem Hund selbst durchführen; sonst Schweißhundführer bei einer anerkannten Schweißhundestation anfordern und einweisen!
  • Nachsuche auf sonstiges Niederwild mit brauchbarem Jagdhund: Wegen Straßennähe Feldleine verwenden!
  • KFZ-Schaden mit Haarwild: Bescheinigung für Teilkaskoversicherung ausstellen!
  • Entsorgung: rechtliche Vorschriften beachten!

weitere Infos:

Herunterladen: Besser langsam als Wild

Wildunfälle vermeiden – Wie?

Wilddichte anpassen, ggf. zusätzliche Abschüsse beantragen! Bei weiblichem Schalenwild (außer Schwarzwild) sowie Kitzen und Kälbern beiderlei Geschlechts gilt der Abschuss als Mindestabschuss, der um 20 % überschritten werden darf!Bejagung optimieren: störungsarme Jagdarten wählen; frühzeitiger Eingriff in die Jugendklasse, z. B. Schmalrehbejagung im Mai!Vorsichtsmaßnahmen bei der Jagdausübung, besonders bei Gesellschaftsjagden in Straßennähe beachten (Gefährdungszone 500 m): Hinweisschilder in Abstimmung mit Straßenverkehrsbehörde und Baulastträger aufstellen, Treiben und Drücken immer weg von der Straße anlegen; Jagdhunde nur in ausreichender Entfernung zur Straße schnallen!Wildlebensraum verbessern und beruhigen: Gehölzinseln und Hecken als Rückzugsgebiete anpflanzen, Äsungsflächen und Tränken anlegen! Kirrungen, Wildäcker und Wildwiesen ausreichend weit abseits von Straßen anlegen; Lockwirkung beachten!Störungen verringern: Wanderer, Hundehalter, Reiter, Beeren- und Pilzsammler über Wildruhezonen/-einstände aufklären!Freie Sicht zum frühzeitigen Erkennen von Wild ermöglichen: Einflussnahme auf Straßenbaulastträger und Grundstückseigentümer!Überflüssig gewordene Zäune entlang von Straßen entfernen bzw. entfernen lassen!Schäden an Wildschutzzäunen dem Straßenbaulastträger melden!Wilddurchlässe und Wildbrücken nicht als Zwangswechsel missbrauchen!Wildwarnreflektoren an Leitpfosten anbringen (Genehmigung des Straßenbaulastträgers einholen)!

Viele Wildunfälle im Revier – Warum?

  • Daten von Wildunfällen sammeln: Wildart, Alter, Geschlecht, Datum, Uhrzeit, Ort mit Straßennamen, Kilometerangabe!
  • Revierkarte (1:10.000 oder 1:5.000) mit jagdlichen Einrichtungen erstellen: Kanzeln, Wildäckern, Fütterungen, Kirrungen, Salzlecken, Pirschpfaden etc. und Einstände, Wechsel, Baue, Horstbäume usw. einzeichnen!
  • Straßenabschnitte mit hohem Anteil von Wildunfällen begutachten: Wechsel, straßennahe Dickungen und Äsungsflächen, Mastbäume, Zäunungen, Zwangswechsel usw. identifizieren und in Karte eintragen!
  • Daten (am besten über mehrere Jahre) auswerten: Wo sind Wildunfallschwerpunkte?
    Wann ereignen sich die meisten Unfälle?
    Welches Wild ist besonders gefährdet?
  • Informationen mit Reviernachbarn austauschen!
  • Mögliche Ursachen für Wildunfälle ermitteln!
  • Prüfen, welche dieser Ursachen beeinflusst werden können!

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Was kann meine jagdliche Organisation tun?

Foto: Hucht-Ciorga

Frühzeitige Beteiligung bei Bauvorhaben: Belange von Wild und Jagd einbringen; Lebensraumverbund erhalten; Wildkorridore wiederherstellen; Störungen minimieren!Geeignete Standorte für Querungshilfen und Wanderkorridore ermitteln und bei Planungen einbringen!Vorhandene Querungshilfen für Wild optimieren: Anbindung durch Hecken und Wildschutzzäune als Leitstrukturen, Minimierung von Störungen, geeigneter Farbanstrich und Bodenbelag!Bei Neu- und Ausbau von Straßen: für Wild unattraktive Saatgutmischungen als Straßenbegleitgrün vorschlagen, masttragende Baumarten am Straßenrand vermeiden!Beratung von Revierinhabern, Jagdgenossenschaften und Behörden: Situation analysieren, Ursachen ermitteln, Maßnahmen vorschlagen!In Unfallkommmissionen und bei Verkehrsschauen der Straßenverkehrsbehörde als Sachkundiger beteiligen lassen!Bei der Bereitstellung aktueller Karten und Ansprechpartner durch die Untere Jagdbehörde für die Polizei mitwirken!Öffentlichkeitsarbeit!

Das Aufstellen von Warnschildern muss immer vom Straßenbaulastträger genehmigt werden; die Informationen über Schalenwildwechsel, Wanderkorridore und Wildunfallschwerpunkte sollten den Verkehrsbehörden und Straßenplanern zugänglich gemacht werden. Die Faltblätter können über den LJV-Shop bezogen werden oder sofort als PDF-Dateien heruntergeladen werden.

Dr. Ingrid Hucht-Ciorga
Landesbetrieb Wald und Holz NRW
Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW

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